Neuigkeiten aus den Gesundheitsmärkten (Teil 6)
Das zeigte jüngst eine Studie unter Leitung von Frau Professor Spies. Um die Umsetzung der Leitlinien zu verbessern und eine sachgemäße Therapie sicherzustellen, hat die Deutsche Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin (DGAI) an der Charité das webbasiertes Antibiotika-Programm "ABx" entwickelt. Inhalte und Ergebnisse des Programms werden Experten anlässlich des HAI 2008 im September in Berlin vorstellen.
Die Zahl der Erreger, gegen die gleich mehrere Antibiotika nichts ausrichten können, sind in den letzten Jahren weiter angestiegen. Die Hauptursache dafür sehen Experten im übermäßigen und oft unsachgemäßen Gebrauch der einst hochwirksamen Medikamente. "In 30 Prozent der Fälle werden Antibiotika eingesetzt, ohne dass es einen konkreten Hinweis auf Infektionen gibt. Internationale Veröffentlichungen schätzen den uneffizienten Antibiotika-Einsatz sogar auf bis zu 50 Prozent", sagt Professor Dr. med. Claudia Spies, Tagungspräsidentin und Direktorin der Kliniken für Anästhesiologie und operative Intensivmedizin an der Charité Berlin. "Das heißt, die Therapie dauert zu lange oder ist ganz unnötig, die Dosis stimmt nicht oder es werden Medikamente falsch miteinander kombiniert."
Die Wissenschaftler hatten eine sogenannte "Standard Operation Procedure" (SOP) mit Grundregeln für die Anwendung von Antibiotika erstellt. "Diese besagen zum Beispiel, dass eine Therapie immer möglichst frühzeitig beginnen sollte, auch wenn der Erreger noch nicht bekannt ist", erläutert Dr. med. Irit Nachtigall von der Charité. "Sobald er im Labor nachgewiesen ist, muss die bisherige Antibiotika-Therapie dann überprüft und gegebenenfalls verändert werden."
Darüber hinaus muss die SOP an die Situation der jeweiligen Klinik angepasst werden. Denn abhängig davon, welche Antibiotika bevorzugt eingesetzt werden, hat jede Klinik auch ein eigenes Spektrum an resistenten Erregern. Das webbasierte Antibiotika-Programm "ABx" kann Informationen zur Diagnose, Therapieoptionen und zur Resistenzsituation schnell, gezielt und aktuell zur Verfügung zu stellen. Die eingearbeiteten evidenzbasierten Empfehlungen sollen die Grundlage für adäquate Therapieentscheidungen sein, die für jeden Patienten individuell und unter Beachtung der persönlichen Begleitumstände getroffen werden müssen.
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